“Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.” (1. Petr. 3,15)

„Käthe Luther war eine kluge und umsichtige Frau. Sie hatte ein waches Auge für die Freuden, Sorgen und Anfechtungen ihres Mannes. Als Martin Luther gegen Ende seines Lebens viele Enttäuschungen zu verkraften hatte, bestellte Käthe einen Steinmetzmeister und gab ihm den Auftrag, an ihrem Haus ein neues Portal einzusetzen. Auf den Schlussstein im Torbogen ließ sie das Wort einmeißeln: „Vivit!“ Jeder, der künftig durch das Tor ein- und ausging, sollte wissen: Jesus lebt!

Keiner konnte nunmehr das Haus betreten, dem nicht in Erinnerung gerufen wurde: Jesus lebt! Keiner konnte das Haus verlassen, den nicht noch einmal diese Botschaft zum Abschied gegrüßt hat. Was immer in den Gesprächen mit Martin Luther verhandelt wurde, der Gruß an der Pforte besiegelte jeden Besuch im Haus. Er lebt!

Zuerst aber galten diese Worte dem Hausherrn selber in den Stunden seiner Anfechtung, seiner Zweifel und Sorgen. Jesus lebt! Der Auferstandene ist gerade in unserer Schwachheit stark. Wenn unsere Kräfte schwinden, seine Lebensmacht ist ungebrochen.“

Vivit – Er lebt, das ist die Hoffnung, die nicht nur Martin Luther getragen hat und ungezählte andere Christen auch. Sie trägt auch dich und mich. Das ist die Hoffnung, die uns erfüllt: Jesus hat den Tod überwunden und so die Tür zum ewigen Leben aufgestoßen. Weil Jesus lebt haben alle, die an ihn glauben, bis heute eine lebendige Hoffnung.

Klar, die bestimmt einen manchmal mehr und manchmal weniger. Darum brauchen wir ja auch wie Luther Merk-Male und Erinnerungssymbole, die uns daran erinnern, welche Hoffnung uns erfüllt.

Bei Luther war es dieses Wort „Vivit!“ im Torbogen. Für mich sind solche Merk-Male, die mich an die Hoffnung erinnern, bestimmte Lieder und einzelne Bibelstellen. Immer wenn ich die Lieder singe oder die Schriftworte lese, begegnet mir die Welt Gottes, zu der ich schon jetzt gehöre, und die Hoffnung wird in mir neu angeheizt.

An die lebendige Hoffnung, die in mir ist, erinnert mich auch sehr oft die Natur, die jetzt gerade erwacht und deutlich macht: neues Leben bricht sich Bahn.

Jesus lebt! – und du mit ihm. Sein Leben ist in deinem lebendig. Das trägt in dunklen Stunden, das trägt, wenn du meinst, dein Leben sei hoffnungslos. Bitte präge es dir ein, lass es dir sagen: Jesus lebt und mit ihm auch du!

Der Monatsspruch aus dem 1. Petrusbrief fordert uns auf, sprachfähig zu sein, wenn es um deinen Glauben, wenn es um deine Hoffnung geht.

Was antwortest du, wenn jemand dich fragt: Was glaubst du? Was hoffst du? Dann geht es darum, eine kurze, griffig Antwort parat zu haben.

Die kürzeste Antwort auf die Frage, was ich denn glaube, ist: Jesus Christus ist der Herr (Phil. 2,11). Und die kürzeste Antwort auf die Frage, was ich hoffe lautet: Vivit! Jesus lebt! (Joh. 14,19).

Ich glaube, es ist wichtiger denn je, dass wir als Christen Rechenschaft ablegen können über die Hoffnung, die in uns ist. Die Kirchen und der christliche Glaube werden mehr und mehr an den Rand gedrängt, lächerlich gemacht, zum Abschuss freigegeben. Dabei lebt unsere Gesellschaft und wir selbst von Voraussetzungen, die wir selbst nicht schaffen können, und je mehr der Glaube an Jesus Christus zurückgedrängt wird, umso stärker werden andere Götter und Dämonen Menschen und die Gesellschaft bestimmen.

Darum ist es wichtig, dass wir auf der persönlichen Ebene Rede und Antwort stehen können über den Glauben und die Hoffnung, die in uns ist. Denn wenn wir darüber nicht Auskunft geben können, wer denn dann?

Ich schlage vor, noch einen Schritt über den Monatsspruch hinauszugehen und nicht nur darauf zu warten, bis uns jemand fragt, was wir hoffen und glauben. Noch besser ist es, wenn wir andere Menschen fragen, was sie hoffen oder glauben, um dann den eigenen Glauben und die eigene Hoffnung ins Spiel zu bringen.

Also versuche bitte mal für dich selbst authentisch und bibelgemäß den Inhalt deiner Hoffnung und den Inhalt deines Glaubens zu formulieren, um ihn dann mit großer innerer Klarheit und Überzeugung anderen vorstellen zu können – wenn sie fragen und wenn sie nicht fragen.

Vivit! Jesus lebt! Das ist die beste Nachricht der Welt und alle sollen sie kennen.

In herzlicher Verbundenheit

Pastor Andreas Müller