Ja, ist denn heute schon Ostern?! Kaum hat das Jahr angefangen und wir suchen schon nach dem Gekreuzigten. Ich, für meinen Teil, habe jedenfalls zuerst eine Andacht über den Monatsspruch von Januar geschrieben bis mir einfiel, dass der kommende Gemeindebrief die Monate Februar und März umfasst. Daher passend für mich: „Entsetzt euch nicht!“.
Vielleicht entsetzen Sie sich auch, wenn Sie das hier lesen, denn Ostern ist dieses Jahr schon im März. Ostern kommt daher vielleicht überraschend schnell. Überraschend ist aber eigentlich alles an Ostern. Daher passt das gut ins Bild. Was haben sie wohl gedacht, die Frauen am Grab, als der Leichnam Jesu weg war?
Wir kennen ja schon das Ende der Geschichte. Aber die Frauen nicht. Die waren wohl entsetzt. Zuerst über den weggerollten Stein am Grab – dann über den Engel, der sie darüber aufklärt, was hier vor sich geht. Was soll das? Wo ist Jesus? Der Engel hat Antworten: Er ist nicht da. Er – Jesus von Nazareth. Das, was sie suchen, ist der Leichnam des Jesus von Nazareth, des Zimmermanns, der von den Römern gekreuzigt wurde. Er ist mehr als der Zimmermann Jesus von Nazareth. Er ist auferstanden, weil er der Christus ist. Er ist mehr als der Mensch Jesus, er ist der Gott, Immanuel, Christus, Messias. Und als dieser kommt er in das Leben der Menschen, seiner engsten Vertrauten, seiner Jünger zurück.
Die Frauen erfahren es zuerst und werden beauftragt: Sagt es den Jüngern und Petrus. Sie behalten es aber für sich. Sie erzählen nicht davon, weil sie sich fürchten. Es heißt: „Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen.“ Haben Sie mal gezittert vor Angst? Es ist ein absoluter Ausnahmezustand. Wenn der Auferstandene in dein Leben tritt, ist Furcht und Zittern. Was haben sich die Frauen gedacht? Nimmt er uns auf den Arm? Und wenn nicht? Was, wenn das wirklich stimmt? Das glaubt uns keiner. Die halten uns für verrückt.
Was, wenn der Auferstandene jetzt wirklich in dein Leben tritt und es verändert? Plötzlich und unerwartet? Das stellt dein Leben auf den Kopf. Willst du das? Passt dir das? Würdest du dich trauen davon zu erzählen?
Der Vers hat noch eine andere Bedeutung. Jesus ist nicht mehr tot. Er lebt wieder. Er ist nicht hier. Den toten Jesus finde ich im Grab – ich weiß, wo der Tote ist. Aber den Lebendigen finde ich überall sonst. Nur wo? Später im Text heißt es: In Galiläa, dort werden die Frauen ihn sehen. Es ist keine Frage, ob sie auch da sein werden. Natürlich werden sie dort sein, wo sie Jesus treffen können. Nicht, weil sie Jesus suchen und finden, sondern weil Jesus ihnen vorausgeht. Jesus wird schon da sein. Wieso können wir uns da sicher sein? Es heißt, dass die Frauen vor Angst vom Grab fliehen. Das hört sich nicht nach geplanter Suche oder Ringfahndung an. Sie laufen weg. Und Jesus ist schon da. Wo auch immer sie hinlaufen.
Ostern heißt: Du musst nicht mehr zum Grab laufen. Denn der Tod bestimmt nicht dein Leben – das ist nicht dein Lebensmittelpunkt. Lebensmittelpunkt ist das Leben und der Lebende, der Auferstandene, der dir vorausgeht ins Leben. Vielleicht fühlen sich manche Bereiche deines Lebens an wie tot. Es geht nichts vorwärts. Du musst nicht den Toten suchen. Der Lebende geht dir schon voraus und findet dich. Das heißt nicht, dass du nicht zum Grab laufen darfst, sollst und kannst. Nur halt nicht um Jesus zu suchen und zu finden – dafür aber mit ihm. Vielleicht besuchst du regelmäßig ein Grab oder Gräber von lieben Menschen – dann kannst du glauben: Auch dieses Grab hat nicht das letzte Wort über diesen Menschen. Das hat Jesus, denn er ist nicht mehr im Grab zu finden.
In einfachen Worten: Wenn es ein Wunder auf dieser Welt gegeben hat, zu dem du nichts beitragen konntest weder in konstruktiver noch in destruktiver Weise – dann ist das die Auferweckung Jesu von den Toten. Egal, ob du zitterst vor Angst, vom Grab fliehst, es nicht glauben willst oder kannst. Es ist geschehen. Der Herr ist auferstanden. Und wenn du es nicht willst – der Herr ist trotzdem auferstanden. Deshalb kennt und sieht er deine Themen, Probleme und dein Leben. Ostern lädt dich dazu ein, das Wunder zu glauben. Denn der Herr begegnet dir. In Galiläa oder sonst wo.
In herzlicher Verbundenheit,
Jannik Müller