Als Kind war ich im Sommer jeden Tag auf dem Bauernhof. Am liebsten saß ich den ganzen Tag auf dem Mähdrescher, manchmal auch bis tief in die Nacht – bis ich vor lauter Müdigkeit fast vom Beifahrersitz gefallen bin. Das hat mich fasziniert und bis heute fasziniert es mich. Unfassbar wie viele Tonnen Getreide so eine Maschine an bloß einem Tag ernten kann – dafür braucht es bloß eine Person, die diese Maschine steuert.
Unabhängig davon, ob von Maschinen oder von Hand geerntet wird, danken wir Gott (und nicht dem Mähdrescher) an einem Sonntag im Jahr für all unsere Güter – Erntedank. Denn wir sind davon überzeugt, dass nicht der Mähdrescher für die gelun- gene Ernte sorgt, sondern Gott. Gott ist unser Versorger und der Herr der Ernte.
In zwei Versen des Matthäusevangeliums spricht Jesus so von Gott: „Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.“
Hier geht es nicht um Getreide. Gott versorgt uns nicht nur mit allem Nö- tigen zum Essen und Trinken. Wir Menschen sind die Ernte Gottes und gleichzeitig sind wir seine Arbeiter. Und ich kann ihnen versichern, es sieht gut aus auf dem Arbeitsmarkt, es gibt Arbeit ohne Ende, die Ernte ist riesig (und wir haben keinen Gemeinde-Mähdrescher).
Also lassen Sie uns tun was Jesus sagt: Bitten Sie den Herrn der Ernte um Arbeiter! Denn das ist die wirklich lohnende Arbeit. Diese Ernte verwelkt, verschimmelt oder verdorrt nicht – jede Arbeit auf dem Erntefeld Gottes hat für immer Bestand, sie hat Ewigkeitswert. Bei aller Anstrengung, die die Pandemie in den letzten Monaten mit sich gebracht hat, die nach wie vor das hier und jetzt beeinträchtigt, kann gerade die Flucht nach vorne, damit meine ich den Dienst auf dem Erntefeld Gottes, ein guter Ausweg sein aus den Belastungen durch Lockdown, Kontaktbeschränkungen und unsicherer Zukunft. Die Mitarbeit an der Ernte Gottes reicht über das hier und jetzt hinaus, reicht über die Pandemie hinaus und gibt trotz zusätzlicher Anstrengung unglaublich viel zurück in dieser Zeit.
Mitarbeit in der Gemeinde bringt Sinn und Orientierung, und es hilft denen, für die die Mitarbeit ist. Erntehelfer werden nicht nur gebraucht, sie erhalten einen Lohn, der den zeitlichen Aufwand unfassbar großzügig vergütet. Jede Tat auf dem Erntefeld Gottes wird die Zeit der Pandemie überdauern und daher steckt in diesem Dienst ein unüberbietbarer Sinn.
Erntehelfer Gottes zu sein, kann deshalb unfassbar großes Glück, Orientierung und Zufriedenheit mitten in eine Zeit bringen, die das alles eher zunichte macht. Und wir sind es doch schon längst – Erntehelfer Gottes.
Beten Sie dafür, dass Gott Arbeiter in unser Gemeindeleben, unser Land und weltweit schickt und uns durch unsere Mitarbeit reich beschenkt!
Und fragen Sie sich: Wo bin ich durch meinen Dienst Erntehelfer Gottes?
Vor allem aber: Danken sie Gott für das Geschenk, Erntehelfer sein zu dürfen. Andere suchen nach solch einem ewigen Sinn in Zeiten der Pandemie.
Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Erntedankfest!
Jugendpastor Jannik Müller