Lass mich deine Herrlichkeit sehen! (2. Mose 33, 18)

Das ist ein gewagte Bitte, die Mose da ausspricht. Er hatte ja ein besonderes Verhältnis zu Gott. Es heißt, er habe mit Gott gesprochen, wie „ein Mann mit seinem Freund redet“.

Trotzdem sehnt er sich nach mehr. Er brauchte etwas von Gottes Herrlichkeit, denn seine eigene Situation war schwierig. Er sollte das Volk führen und hatte doch nichts in der Hand außer der Verheißung Gottes. Er brauchte etwas, um das V olk überzeugend und gut zu leiten. Darum möchte er Gottes Herrlichkeit sehen. Die Herrlichkeit Gottes ist nicht irgendetwas. Sie ist seine Macht, seine Erhabenheit, sein Glanz. Gottes Herrlichkeit, das ist seine göttliche Ausstrahlung, die voller Energie und Kraft ist.

Gott macht Mose darauf aufmerksam, dass seine Bitte mehr als gewagt ist, denn kein Mensch kann Gott sehen und leben (2.Mose 33,20).

Hast Du schon so wie Moses gebetet: „Lass mich deine Herrlichkeit sehen“? Normalerweise wird doch gebetet: „Sei Du bei mir“ oder „Gib mir Kraft“ oder „Sprich zu mir“.

Die Bitte von Mose ist intensiver als diese Bitten. Sie reicht weiter, denn Gottes Herrlichkeit stellt einen unmittelbar vor das Angesicht Gottes.

Wer um Gottes Herrlichkeit bittet, der möchte Gottes Erhabenheit unmittelbar erfahren, der sehnt sich nach einer Begegnung mit der Fülle Gottes.

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ sagt der Philosoph Martin Buber. Begegnung mit anderen Menschen, mit Dir selbst, mit der Natur und mit Gott. In diesen Begegnungen leben wir wirklich. Und wenn sie fehlen oder nur sehr oberflächlich sind, lebst Du nicht mehr wirklich. Dein Leben wird fade und sinnlos.

Wie wäre es, wenn Du den August für Dich persönlich reservierst, um Gott neu zu begegnen und jeden Tag betest: „Lass mich Deine Herrlichkeit sehen!“ Das wird Dich verändern, weil er Dir seine Herrlichkeit ebenso zeigen wird, wie er sie Mose gezeigt hat.

Als Christen wissen wir, dass Gottes Herrlichkeit in Jesus Christus Mensch geworden ist und uns per- sönlich begegnet ist. Uns begegnet heute Gott am klarsten in seinem Wort. Wenn Du Gottes Herrlichkeit sehen willst, dann leg doch mal in Deinem Urlaub oder zu Hause das Handy weg, leb mal offline und lies das Johannesevangelium mit der Bitte auf den Lippen: Lass mich Deine Herrlichkeit sehen.

Suche mal das Alleinsein nur mit Jesus und seinem Wort, halte das aus und warte, wie Gott Dir seine Heiligkeit zeigen wird.

„Lass mich Deine Herrlichkeit sehen!“ Bete das auch, wenn es Dir gerade nicht gut geht und Dich alles nervt. Bitte Jesus, dass er sich deutlicher und klarer in Deinem Leben zeigt und Du neuen Mut bekommst, oder Kraft oder Trost oder was auch immer Dir gerade fehlt. In der Begegnung mit Gottes Herrlichkeit liegt die Quelle für alles.

Moses Begegnungsgeschichte geht weiter. Er soll sich in eine Felsenkluft stellen und wenn Gott mit sei- ner Herrlichkeit an ihm vorüber geht, hält er seine Hand über ihn, damit die göttliche Herrlichkeit Mose nicht verletzt. Erst nachdem Gott vorüber gegangen ist, darf er hinter Gott her sehen.

So beantwortet Gott die Bitte von Mose und zeigt ihm seine Herrlichkeit. Wenn wir heute Gottes Herrlichkeit wie Mose sehen wollen, ist das nicht so aufwändig wie damals. Wir finden sie in Jesus Christus und seinem Wort. Jesus ist der Abglanz seiner Herrlichkeit (Hebr. 1,3). In ihm begegnet sie uns, ohne dass wir vergehen, wenn wir sie ansehen.

Die Begegnung mit Gottes Herrlichkeit hinterlässt bei Mose ihre Spuren. Er bekommt dadurch neuen Mut und neue Kraft seine Aufgaben zu erfüllen. Er empfängt nochmals Gesetzestafeln von Gott.

Und noch etwas wird berichtet: sein Gesicht strahlte nach der Begegnung mit Gottes Herrlichkeit so stark, dass er eine Decke auf sein Gesicht legen musste, damit er anderen Menschen begegnen konnte.

Wer Gottes Herrlichkeit erfährt, wird selbst verändert und fängt an zu strahlen. Paulus drückt das so aus: „Wir alle aber spiegeln mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider, und wir werden verwandelt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur anderen von dem Herrn, der der Geist ist.“ (2.Kor. 3,18)

Ich wünsche Dir, dass Du Gottes Herrlichkeit erfährst und Dein Gesicht sie spiegelt, weil Du durch Gott verändert worden bist.

In herzlicher Verbundenheit
Pastor Andreas Müller