Ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes. (Prediger 3,13)

Dieser Satz aus der Bibel ist für alle Corona- und stressgeplagten stöhnenden Christenmenschen reinstes Evangelium und Balsam für die Seele.

Sagt doch der Prediger nichts anders als: Genieße Dein Leben! Freue Dich an den kleinen Dingen! Lebe ganz im Hier und Jetzt und mache Dir nicht zu viele Sorgen!

Das hört sich doch stark nach einer Allerweltweisheit an! Was hat so ein Satz in der Bibel zu suchen? Wäre es denn nicht viel effizienter für das Reich Gottes den Menschen zu raten: „Setze Dir hohe Ziele im Leben, streng Dich an sie zu erreichen, so gefällst Du Gott!“ Oder: „Ein Mensch, der viel Einfluss hat und sich total in der Gemeinde engagiert, das ist eine Gabe Gottes.“

Stattdessen: „Ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinen Mühen, das ist eine Gabe Gottes.“ Wie kommt der Prediger Salomo, oder Kohelet, wie das biblische Buch auch genannt wird, zu seiner Erkenntnis?

Kohelet hat in seinem Leben die Frage umgetrieben: wie lebt man weise und was gibt dem Leben Beständigkeit? Er sucht in der Natur nach der Antwort auf seine Frage und kommt zum Ergebnis: die Natur ist langweilig: immer nur die gleichen Abläufe.

Er sucht im Wissen seiner Zeit nach einer Antwort und stellt fest: alles Wissen ist relativ und vergänglich. Durch viel Lernen wird man müde, aber nicht weise. Er versucht Weisheit im Befolgen strenger moralischer Regeln und Gesetze zu finden und wird auch hier enttäuscht. Er stellt fest: Menschen, die unmoralisch leben geht es nicht schlechter als denen, die moralisch leben. Er probiert es mit Reichtum. Aber Reichtum macht auch nicht weise und glücklich. Man will nur immer mehr haben, ist das Fazit von Kohelet.

Und was ist mit dem eigenen gesunden und gestylten Körper? In ihm findet man auch keine Weisheit und Beständigkeit. Man wird alt und der Körper zerfällt. Nur eine Antwort stellt ihn zufrieden: „Ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.“ (Koh. 3,13)

Ein Mensch, der fähig ist die selbstverständlichen Dinge des Lebens zu genießen und dafür dankbar zu sein ist weise. Ein Mensch, der im Hier und Jetzt lebt und sich nicht ständig Sorgen um die Zukunft macht ist eine Gabe Gottes. Ein Mensch, der sich über das freuen kann, was in seinem Leben ist, lebt beständig.

Das ist für Kohelet kein Ausweichen vor den großen und schwierigen Themen des Lebens. Das ist für ihn der Schlüssel diese Themen angehen und bewältigen zu können. „Carpe diem“ – Pflücke den Tag, eine Zeile aus einem Gedicht des römischen Dichters Horaz und die Weisheit von Kohelet liegen eng beieinander.

Im Anschluss an die Weisheit Kohelets empfehle ich Ihnen: nutzen Sie die Urlaubs- und Ferienzeit dazu es neu einzuüben: das Leben zu genießen, ganz im Hier und jetzt zu sein und sich über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen. Und dabei Gott zu danken, der Ihnen all das von Herzen gönnt.

Lassen Sie alles Problematisieren, alles Grübeln, alles Sorgen hinter sich und wenden Sie sich dem zu, was gerade für Sie dran ist: mit anderen in den Biergarten gehen, eine Runde im Meer zu schwimmen, endlich mal wieder zu wandern, gut zu essen. Vielleicht sich auch mal wieder Zeit zu nehmen für ein gutes Buch, ein ausführliches Gespräch mit Jesus.

Gott jedenfalls gefällt das. Und wenn es Ihnen gelingt, dann ist das sein Urlaubsgeschenk an Sie!

Eine gesegnete Sommerzeit wünscht Ihnen

Pastor Andreas Müller