Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie. (Jes. 11,6)

Was für Bilder! So kann es nur im Paradies sein, oder? Ich habe jedenfalls noch keinen Wolf gesehen, der bei einem Lamm Schutz suchen würde. Zusammen weidende Löwen und Kälber gibt es noch nicht mal bei Walt Disneys „König der Löwen“.

Was für eine friedliche Welt wäre das, wenn Wolf und Lamm, Panther und Böcklein, Kalb und Löwe einträchtig zusammenleben würden.

Das ist die Welt, die Jesaja ankündigt. Das ist die Welt, die mit Christus angebrochen ist und das ist die Welt, die uns erwartet, wenn Christus wiederkommt.

Klar, die Welt, in der wir gerade leben, ist ganz anders: kein Frieden, keine Harmonie, mit großen Ängsten und Kampf.

Der Prophet Jesaja zeichnet seinen Zeitgenossen dieses Bild vor Augen als ihre Welt in Trümmern lag, keine Hoffnung bestand, der Fortbestand des Volkes Israel bedroht war.

Da verkündet Jesaja: „Es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.“ (Jes. 11,1) Ein Retter wird kommen und mit ihm ein neues Zeitalter anbrechen. Er ist der mit dem Geist gesalbte Retter, der Messias. Er ist weise und er ist stark. Er wird das Recht durchsetzen und die Welt wieder ordnen.

Der von Jesaja angekündigte Messias ist für uns Christen kein anderer als Jesus Christus. Er ist der verhei- ßene Spross (hebr. „netzär“). Er kommt aus Nezäret, Nazareth (Mk. 1,9). Auf ihm ruht der Geist Gottes (Mk. 1,1). Er hat mit den wilden Tieren zusammengelebt (Mk. 1,13).

Jesus von Nazareth ist der angekündigte Spross. Mit seiner Geburt ist Gottes Verheißung nach 700 Jahren erfüllt worden.

Das Paradies steht uns in Christus wieder offen. In Jesus hat Gott Frieden geschlossen zwischen sich und den Menschen und mit der Natur.

In der Adventszeit sollen wir lernen: Gott ist zuverlässig. Er hält seine Versprechen. Sein Wort ist zuverlässig. Du kannst ihm vertrauen.

Das Kind in der Krippe zeigt: Gott gibt nicht auf; nicht sein Volk, nicht die Welt, nicht uns.

Die Wurzel trägt noch und hat noch Kraft. Auch wenn manche meinen, Gott sei erledigt. Er könne nicht helfen und nicht eingreifen.

Die Verheißung von Jesaja ist mit dem Kommen Jesu in diese Welt noch nicht an ihr Ende gekommen. Jesus kommt wieder! Und bei seinem erneuten Kommen wird er als starker Richter kommen und die Welt und die Menschen richten und eine neue Welt heraufführen.

Das ist der Horizont, in dem Christen leben. Darum ist die Adventszeit nicht nur Warten auf Weihnachten, sondern auch das Einüben in das Warten auf das erneute Kommen Jesu Christi.

Wie das geht?

Adventlich leben heißt jetzt schon: Grenzen überwinden. Mit wem müsstest Du unbedingt wieder Kontakt aufnehmen? Über welchen Schatten müsstest Du springen, damit Deine kleine Welt etwas friedvoller wird?

Adventlich leben heißt jetzt schon: anderen freundlich und großherzig zu begegnen, damit sich andere in Deiner Gegenwart sicher und geborgen fühlen können. Mit wem und bei welcher Gelegenheit kannst Du Gottes Friedensreich zeichenhaft Wirklichkeit werden lassen?

Adventlich leben heißt: Beschäftige Dich mit dem Wort Gottes, staune über die Verheißungen, die Du findest. Finde in der Gegenwart Gottes Frieden, Klarheit und Stärke für Dein Leben. Also nicht so viel Ablenkung durch alles Mögliche, sondern fokussiere Dich darauf, was Advent eigentlich bedeutet: Warten auf die Ankunft Jesu. Sich bereit machen und sich danach sehnen.

Adventlich leben heißt: Beteilige Dich daran, dass das Land voll von der Erkenntnis Gottes wird. Rede mit anderen darüber, was Dir die Adventszeit bedeutet, welche Wurzel Dich trägt, wie Deine Hoffnung aussieht. Und lade sie zu den Gottesdiensten der Gemeinde ein.

So wünsche ich Dir und uns als Gemeinde eine verheißungsvolle Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest und ein glaubensvolles neues Jahr 2023.

Euer Pastor Andreas Müller